Die notwendige Kakao-Preiserhöhung und ihre Hintergründe
Vor knapp drei Jahren haben wir unsere Mission gestartet - die Schokoladenindustrie nachhaltig auf den Kopf zu stellen. Wo 2019 noch eine grüne Wiese war, produzieren wir heute in der ersten solarbetriebenen Schokoladenfabrik Westafrikas vegane Bio-Pralinen. Unser Leuchtturmprojekt begann mit 5 jungen Ghanaer:innen, die vorher noch nie Schokolade produziert haben. Mittlerweile arbeiten rund 40 Mitarbeiter:innen für Amanase. Das derzeit besonders unsichere, stark schwankende und äußerst angespannte Marktumfeld stellt uns allerdings vor einige Herausforderungen. Der Markt für Bio-Schokolade steht weiterhin unter Druck, während der Weltmarktpreis für Kakao ein historisches Allzeithoch erreicht hat.
Aktuelle Preisentwicklungen: Allzeithoch des Kakaopreises am Weltmarkt
Der Rohstoff Kakao wird an der Börse gehandelt. Der Weltmarktpreis für eine Tonne Kakao lag in der Vergangenheit meist zwischen $1.500 und $2.200 pro Tonne. Der Weltmarktpreis bildet die Basis für Bio- und Fair Trade-Kakao, für den je nach Zertifizierung zusätzlich zum Grundpreis eine festgelegte Mindestprämie gezahlt wird. Doch die gesamte Kakaoindustrie steht derzeit Kopf!
Bild: Der Kakaopreis befindet sich aktuell auf einem Allzeithoch
Der Weltmarktpreis für Kakao hat sich allein in den letzten 12 Monaten mehr als verdreifacht (von $2.200 im März 2023 auf über $10.686 im April 2024), wobei weiterhin täglich neue historische Höchststände erreicht werden. Einen solchen Preisanstieg hat es auf dem Kakaomarkt noch nie gegeben und betrifft natürlich auch unsere Einkaufspreise.
Warum steigt der Weltmarktpreis für Kakao derzeit so rapide an?
- Vor allem in den letzten zwei Jahren sind die Lebenshaltungskosten in Westafrika extrem gestiegen. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen explodierenden Energiepreise haben in Ghana zu einer Währungskrise geführt, sodass die Inflation in den letzten Jahren stetig auf fast 70 Prozent anstieg. Unserer Vision entsprechend haben wir daher die Löhne unserer Mitarbeitenden deutlich erhöht, was kaum ein anderes Unternehmen in Ghana getan hat. Dieser Effekt, zusammen mit einer letztjährigen unterdurchschnittlichen Ernte, führte zu einem ersten Anstieg des Weltmarktpreises für Kakao.
- Ernteausfälle um bis zu 40-50% in Westafrika: In kaum einem anderen Teil der Welt machte sich der Klimawandel so stark bemerkbar wie in Westafrika. Während normalerweise mit Beginn der Kakaoernte die Regenzeit vorbei ist, dauerte sie im vergangenen Jahr während der gesamten Kakaoernte an. Dabei regnete es 1-2 Stunden am Tag so stark, dass es teilweise zu Überschwemmungen kam. Einer der Hauptgründe für diese starken Wetterveränderungen ist das Klimaphänomen „El Niño“. Neben den klimatischen Veränderungen hat auch die „Black Pot Disease“ zu Ernteeinbußen geführt, bei der die Kakaoschoten direkt am Baum schwarz werden und abfallen, bevor sie reif sind.
- Strukturelle Gründe für den Kakaoanstieg: Ein weiterer Treiber sind die strukturellen Herausforderungen des Kakaomarktes. Der Staat schließt über COCOBOD direkt Verträge mit den großen Akteuren des Kakaosektors ab. In den letzten Jahren wurden größere Mengen Kakao verkauft als verfügbar waren. Da diese Ernte deutlich geringer ausfällt, ist es nun zum Crash gekommen, da die Kontrakte aus der Vergangenheit und die reguläre Nachfrage deutlich über der verfügbaren Kakaomenge liegen.
- Lieferengpässe und Spekulation: Die Schokoladenindustrie hat in den letzten 12 Monaten beispiellose Rahmenbedingungen am Kakaomarkt erlebt. Aufgrund weiterer Missernten stieg der Preis immer weiter an. Seit Anfang dieses Jahres ist die Situation eskaliert. Viele Hersteller mussten dringend Kakao kaufen, um die Produktion nicht zum Erliegen zu bringen. Dies führte zu Panikkäufen und ungeahnten Preissprüngen. Innerhalb weniger Wochen stieg der Preis pro Tonne von 3.600 GBP auf aktuell über 6.950 GBP. Da der Kakao-Weltmarktpreis an der Börse bestimmt wird, haben auch Spekulationen einen großen Einfluss auf den Kakaopreis.
Warum es wichtig ist, weiterhin faire Schokolade zu kaufen
Schokolade sollte nicht nur ein Genuss für den Gaumen sein, sondern auch ein Beitrag zur Unterstützung einer fairen und nachhaltigen Kakaoindustrie. Der Kauf von fairer Schokolade trägt dazu bei, dass faire Preise für Kakaofarmer:innen gezahlt werden, was wiederum die Lebensgrundlage vieler Gemeinden in Westafrika sichert. Darüberhinaus hilfst du dabei, vor Ort eine wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und zum Aufbau stabiler Strukturen beizutragen.
Bild: fairafric und Amanase Mitarbeiter:innen zu Besuch bei Kakaofarmer:innen
Wir hoffen sehr, dass du trotz dieser Entwicklungen weiterhin unsere Schokoladenkreationen genießt und damit dazu beiträgst, jungen Menschen in Ghana eine berufliche Perspektive zu bieten – und die Schokoladenindustrie langfristig fairer und nachhaltiger zu gestalten.
Wir danken dir von Herzen für deine Unterstützung auf unserem Weg zu einer besseren Zukunft. Lass uns gemeinsam weiterhin den Unterschied machen und für eine Welt eintreten, in der jeder eine faire Chance verdient!